Immer mehr Menschen auf Tafel angewiesen

Sassenberg (dor) – Was Hunger ist, wissen viele Menschen in Deutschland nur, wenn sie mal wieder eine Diät ausprobieren. Doch Hunger und Armut sind auch in Deutschland bittere Realität. Deshalb gibt es seit dem 17. Oktober 2008 auch in Sassenberg eine sogenannte Tafel, den „Lebens-Mittel-Punkt“.
Donnerstagnachmittag, 15 Uhr. Im Eingang des Lebens-Mittel-Punkts am Klingenhagen stehen zwei Einkaufswagen voller Zwiebeln. Dahinter auf ausrangierten Schulpulten liegen zentnerweise Kartoffeln. In dem Ausgabenraum selbst steht der Erste Vorsitzende des Lebensmittelpunkts, Philipp Röhl, hinter dem Tresen. Vor ihm liegt eine bunt markierte Liste. Je nach Markierung sortiert er nun die Schilder, die an den Ausgabekörben angebracht werden. Gelbe Etiketten sind für Alleinerziehende mit Kindern, die Blauen stehen für bedürftige Familien mit Kindern, die Grauen sind für Ehepaare ohne Kinder gedacht, die grünen Etiketten bezeichnen Bedürftige, die kein Schweinefleisch essen und die roten Schilder stehen für alleinstehende Männer und Frauen.

Diese bilden derzeit die größte Gruppe der Bedarfsgemeinschaften, berichtet Röhl. Zurzeit werden 152 Bedarfsgemeinschaften vom Lebens-Mittel-Punkt unterstützt, das sind insgesamt vierhundert Personen, darunter 90 Kinder, erläutert Röhl. „Die Zahl der Bedürftigen steigt, insbesondere jetzt mit den Flüchtlingen“, sagt der Vorsitzende. Dieser kann sich nicht nur über sein gut funktionierendes und eingespieltes Helferteam freuen, sondern auch über die gleichbleibend hohe Spendierfreudigkeit der Geschäfte. Während an anderen Orten die Supermärkte versuchen, die Waren, die kurz vor dem Verfallsdatum stehen, mit Rabattaktionen selbst noch zu vermarkten, kann sich Röhl jede Woche über eine stattliche Anzahl an Gemüse, Früchten, Salaten, Nudeln, Pizzen oder Fleisch freuen. Ob Aldi, Netto oder Lidl in Sassenberg, Jibi in Glandorf und Versmold sowie umliegende Wurstfabriken – all diese Unternehmen tragen mit ihrer Unterstützung dazu bei, Bedürftigen unter die Arme zu greifen.

Quelle: Die Glocke 05.03.2015

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